Erwachen

durch verbindungsorientiertes Zuhören, von Kendra Gettel:

Eine unserer tiefsten Sehnsüchte als Menschen ist es, von unseren Mitmenschen voll und ganz gehört und gesehen zu werden. Echtes, präsentes Zuhören kann diese Sehnsucht wirkungsvoll erfüllen und zu einer spürbaren Heilung und Transformation emotionaler Wunden führen.

Umso merkwürdiger ist es, dass die so wichtige Kunst des Zuhörens in unserer Gesellschaft weder besonders gelehrt und beherrscht noch besonders geschätzt ist.

Bei Menschen auf einem spirituellen Weg höre ich oft einen von zwei Vorbehalten in Bezug auf Zuhören:

Der erste ist die Befürchtung, unsinnige Egogeschichten anderer Menschen weiter zu füttern und aufzublähen, weil wir ihnen Aufmerksamkeit geben. Und dabei soll das Ego ja aufgelöst und nicht etwa gehegt und gepflegt werden.

Der zweite Vorbehalt ist die Vorstellung, keine Grenzen mehr setzen zu dürfen und dann rettungslos der Art von Mensch ausgeliefert zu sein, die einem durch stundenlange, endlose negative Jammergeschichten die Energie und letzten Nerv rauben.

Selten scheint das Bewusstsein vorhanden zu sein, dass Zuhören nicht etwa das Ego bestätigt, sondern es auflöst, und dass es nicht nur für denjenigen heilsam ist, der es bekommt, sondern auch denjenigen heilt und spirituell voranbringt, der es gibt!

Diese wunderbare Wirkung bedingt allerdings eine bestimmte Qualität des Zuhörens, die mein Mann und ich „Verbindungsorientiertes Zuhören“ nennen.

Tatsächlich hat vieles, was in unserer Gesellschaft unter „Zuhören“ läuft, mit echtem Zuhören in etwa so viel zu tun wie frische Erdbeeren mit faulen Eiern. Viele Menschen empfinden Frust und Erschöpfung, wenn sie daran denken, anderen Zuhören zu „müssen“, und gleichzeitig Frust und Verärgerung, weil ihnen gefühlt nie jemand so zuhört, wie sie es möchten.

Verbindungsorientiertes Zuhören beendet diesen doppelten Frust und bringt eine beglückende, Herz öffnende Qualität in unsere menschlichen Begegnungen. Dafür müssen wir zunächst ein paar alte Kommunikationsgewohnheiten ablegen.

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